Die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen
Betriebsstruktur und Betriebsergebnisse
Ausgleichsflächen und Schutzgebiete
Die strukturelle Entwicklung der Landwirtschaft im Landkreis Karlsruhe
Als 1973 der Landkreis Karlsruhe in seiner heutigen Form gebildet wurde, blieb von der
alten Kreisaufteilung die Verwaltung der Landwirtschaft bei den zwei Landwirtschaftsämtern Karlsruhe-Augustenberg und Bruchsal
erhalten. Erst zum 1.10.1997 wurden die beiden Ämter zum Amt für Landwirtschaft Landschafts- und Bodenkultur Bruchsal
zusammengefaßt, dessen neuer Dienstbezirk jetzt neben dem Landkreis auch den Stadtkreis Karlsruhe umfaßt.
Der Dienstbezirk gehört zu 52 % zu dem Naturraum „Nördliche Rheinebene / Hardtebene", zu 45 % zum Kraichgau und
im Süden zu 3 % zur Schwarzwald-Randplatte. Die heutige Kulturlandschaft hat sich über Jahrtausende unter dem Einfluß
des Menschen entwickelt. Bis vor wenigen Jahrzehnten war es dabei die Land- und Forstwirtschaft, die das Bild der Landschaft im
wesentlichen prägte. Aufgrund der Bodengüte und der Klimaverhältnisse wählten frühere Generationen die ideale
Bewirtschaftung aus, die auch heue noch weitgehend gilt:
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auf den besten Böden und im flachen Gelände findet Ackernutzung statt;
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Hanglagen und sehr trockene oder sehr feuchte Böden werden als Grünland genutzt.
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Der ursprünglich nahezu die ganze Fläche bedeckende Wald wurde vom Menschen fast nur auf schlechten Böden und in Steillagen belassen.
Die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen
In der Landwirtschaft hat auch im Landkreis Karlsruhe in den letzten Jahrzehnten ein starker Strukturwandel stattgefunden: die Zahl der Betriebe nimmt ab, die Größe des einzelnen Betriebes nimmt zu. Von den um 1950 bestehenden landwirtschaftlichen Betrieben waren 1990 nur noch etwa 10 % vorhanden, dagegen hat sich die Zahl der Betriebe mit mehr als 20 ha Nutzfläche im gleichen Zeitraum mehr als verzehnfacht. Ursache hierfür sind neben dem biologischen und technischen Fortschritt die niedrigen Erzeugerpreise: Weil der Landwirt für seine Erzeugnisse immer weniger Geld erhält, muß er immer mehr Fläche bewirtschaften. Kleine Betriebe sind nur noch haltbar, wenn der Betrieb im Nebenerwerb bewirtschaftet wird (d.h. nach Feierabend) oder wenn Sonderkulturen (Spargel, Tabak, Gemüse, Wein) angebaut werden.
Dabei werden über 75 % der Flächen im Kreisgebiet auf Pachtbasis
bewirtschaftet. Dieser hohe Anteil an Pachtflächen ist ebenso wie die gegenüber dem Bundesdurchschnitt geringe
Betriebsgröße auf die Realteilung zurückzuführen. Diese Erbform bedingt, daß beim Tode der Eltern die Kinder den
Hof zu gleichen Teilen erben, wodurch es erschwert sein kann, wirtschaftlich notwendige Betriebsgrößen zu erhalten.
Bei den Betrieben über 1 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche stieg im Landkreis Karlsruhe die durchschnittliche
Nutzfläche zwischen 1979 bis 1995 von 9 auf 20 ha.
Für die Zukunft ist zu erwarten, daß sich der Trend zum flächenstarken
Haupterwerbsbetrieb, der sich gegen die europäische Konkurrenz behaupten kann, fortsetzen wird.
Der Wandel der Flurstruktur
Der Druck auf die landwirtschaftliche Fläche ist im Verdichtungsraum Karlsruhe besonders groß. So mußten im Landkreis Karlsruhe in erheblichem Umfang landwirtschaftliche Nutzflächen (LN) für Fremdnutzungen aller Art abgegeben werden. Die LN hat sich im Zeitraum 1950 bis 1988 um ca. 20 % verringert.
Dabei schmerzt neben dem absoluten Verlust besonders die Tatsache, daß für Wohnbebauung, Industrie-Ansiedlung, Straßenbau und sonstige Maßnahmen der Infrastrukur in der Regel die Standorte mit der besten landwirtschaftlichen Eignung gewählt wurden. Die in den 70er Jahren von der Landwirtschaftsverwaltung erstellte Flurbilanz diente dazu, landwirtschaftliche Flächen zu verteidigen und berechtigte Ansprüche zu lenken. Sie konnte den Gesamtverbrauch jedoch kaum zurückschrauben.
In der Vergangenheit war die Landwirtschaft durch die aus der Realteilung entstandenen
Flurzerplitterung stark beeinträchtigt. Dies machte umfangreiche Flurneuordnungsverfahren erforderlich. Bis 2000 konnte im Landkreis
Karlsruhe die Flurbereinigung auf rund 28.000 ha abgeschlossen werden.
Auf rund 10.200 ha erfolgte die vorläufige Besitzeinweisung. Weitere rund 12.200 ha befinden sich gegenwärtig in einem
Flurbereinigungsverfahren; für ca. 10.500 ha steht eine Bereinigung noch aus.
Heute ist die Anordnung neuer Flurbereinigungen überwiegend auf Zweckverfahren in Verbindung mit Straßenbau und anderen
flächenbeanspruchenden Maßnahmen konzentriert.
Im Zusammenhang mit der Flurbereinigung wurden auch landwirtschaftliche Betriebe aus den beengten Ortslagen in den Außenbereich ausgesiedelt. Seit 1950 entstanden im Landkreis Karlsruhe ca. 330 landwirtschaftliche und gärtnerische Aussiedlungen, von denen noch etwa zwei Drittel im Haupterwerb bewirtschaftet werden. Die Aussiedlung, eine der wichtigsten agrarstrukturellen Maßnahmen der Nachkriegszeit, öffnete dem Einzelbetrieb entscheidende Chancen zur Betriebsentwicklung. Sie war andererseits in vielen Dörfern die Initialzündung für eine gesunde Dorfentwicklung.
Betriebsstruktur und Betriebsergebnisse
Die landwirtschaftliche Produktion ist traditionell durch den Ackerbau geprägt. Die Tierhaltung war im Landkreisreis Karlsruhe schon immer kleinstrukturiert; ihr Umfang hat stark abgenommen. So sank die Zahl der Rinder im Zeitraum 1960 bis 1999 von 37.000 auf 9.100; die Zahl der Mastschweine sank 1960 bis 1999 von 15.400 auf 6.600. Im Gegensatz zur Schweine- und Rindviehhaltung haben jedoch die Pferde- und Schafbestände nach einem Tiefpunkt um 1970 wieder zugenommen.
Die Einnahmen aus der Tierproduktion betragen heute noch 20 % der Gesamteinnahmen im Durchschnitt aller Betriebe, 80 % resultieren aus dem Pflanzenbau einschließlich den Sonderkulturen. 1950 mag das Verhältnis gerade umgekehrt gewesen sein. Enorm erhöht haben sich seither die Einzelleistungen je Tier, z.B. stieg die Milchleistung einer Kuh zwischen 1950 und 1996 von 2487 auf 5306 Liter im Jahr.
In den letzten Jahren sanken die Erzeugerpreise immer mehr, während die Kosten und der außerlandwirtschaftliche Vergleichslohn stark gestiegen ist. Die Folge dieser Entwicklung waren zurückgehende Gewinne in der Landwirtschaft und eine sehr unterschiedliche Entwicklung in den einzelnen Betrieben. Die Spitzengruppe der landwirtschaftlichen Betriebe liegt noch über dem gewerblichen Vergleichslohn der 1996/97 je Arbeitskraft 37.200 DM betrug. Die Mittelgruppe erreicht jedoch nur etwas mehr als 50 % des Vergleichslohns, während die Endgruppe ohne Gewinn arbeitet und damit allein von der Substanz lebt.
Ausgleichsflächen und Schutzgebiete
In landschaftlich besonders reizvollen oder sensiblen Gebieten sowie auf Flächen mit ungünstigen Standortbedingungen wird die Landwirtschaft mit ökologischen Belangen konfrontiert, die einen besonders feinfühligen Umgang mit der Landschaft erforderlich machen. Um auch auf solchen Flächen eine ökonomisch sinnvolle Landwirtschaft betreiben zu können, wurden Förderprogramme geschaffen, die die landwirtschaftlichen Erzeuger zu ökologischen Leistungen verpflichten und zum Ausgleich berechtigen.
Zur Wahrung landschaftlich reizvoller Gebiete und zum Schutz des Trinkwassers
wurden im Stadt- und Landkreis Karlsruhe folgende Schutzgebiete ausgewiesen
(WSG - Stand 2002; NSG/LSG - Stand 1999):
Benachteiligte Gebiete |
landwirtschaftlich genutzte Fläche |
9.023 ha |
Naturschutzgebiete |
46 NSG mit einer Fläche von |
3.577 ha |
Landschaftsschutzgebiete |
74 LSG mit einer Fläche von |
31.205 ha |
Naturdenkmale |
430 ND mit einer Fläche von |
241 ha |
Wasserschutzgebiete |
40 WSG mit einer Gesamtfläche von ca. |
40.000 ha |
darunter landwirtschaftliche Nutzfläche ca. |
21.550 ha |
|
darunter Forstfläche ca. |
12.000 ha |
Ausblick
Der Strukturwandel der Landwirtschaft wird sich auch im Dienstbezirk des Amtes für Landwirtschaft Bruchsal weiter fortsetzen. Die Betriebe werden sich nach wie vor den geltenden Rahmenbedingungen anpassen müssen. Unter dem derzeit ungünstigen Preis- Kosten-Verhältnis ist betriebliches Wachstum weiter notwendig.
Der Strukturwandel ist im Landkreis Karlsruhe im Vergleich zum Landesdurchschnitt schon weit fortgeschritten. Deshalb haben viele der noch vorhandenen Betriebe eine Chance zur Bestandssicherung. Dabei ist die optimale Kombination der Produktionsverfahren und vor allem der hohe Einsatz von unternehmerischer Leistung wichtiger denn je. Hierzu gehören die Nutzung von Marktchancen im Ballungsraum ebenso wie der Erhalt von Ausgleichsleistungen für ökologische Maßnahmen. Natürliche und wirtschaftliche Standortvorteile werden unseren Betrieben bei ihrem Bemühen, auch in Zukunft bestehen zu können, entgegenkommen.